Winterflucht Andalusien

Die Wettervorhersage ist eine perfekte Einstimmung auf das, was uns die nächsten Tage im Herzen von Andalusien, im Süden Spaniens, erwartet - Sonne und ca. 20°C. 

Unser Flieger landet am frühen Samstagnachmittag in Malaga. Mit dem Zug fahren wir zum Hauptbahnhof „Estacion Maria Zambrano“ und geben unser Gepäck in die Aufbewahrung. Nach 10 Minuten Fußweg sind wir mitten in der Altstadt, wo wir uns ein Eis gönnen. Bei unserem Rundgang kommen wir an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei: Kathedrale, Zentraler Markt, Teatro Romano und es reicht auch noch für die Besichtigung der sehenswerten Alcazaba – der muslimischen Festungsanlage. Pünktlich um 18:00h erwartet uns Lee von „BMWMotoHire.com“ am vereinbarten Treffpunkt, um uns zu unserem Apartment in Teba zu bringen. Eine Stunde später sind wir da und unser Leihmotorrad, eine BMW R1200 GS „Wasserboxer“, steht auch schon bereit.  

Im Gegensatz zur Auswahl an Cafes und Bars gestaltet sich für uns die Suche nach einem ansprechenden Restaurant in Teba relativ einfach. Im „San Francisco“ speisen wir sehr lecker und zu vergleichsweise günstigen Preisen. Der Schwerpunkt der Andalusischen Küche liegt eindeutig bei Fisch- und Fleischgerichten, was sich in den Speisekarten widerspiegelt. Aber auch Vegetarier werden bedient ;-) und kommen auf ihre Kosten. Allerdings schaden ein paar Brocken Spanisch nicht, um „Sonderwünsche“ wie gemischten Salat „ohne Fleischbeilage“ zu erhalten. Speziell auf dem Land sollte man nicht davon ausgehen, dass jeder fließend Englisch spricht…

Am nächsten Morgen genießen wir auf der großen Terrasse mit einem fantastischen Ausblick den Sonnenaufgang – weiches Licht flutet die von Bergen eingerahmte Ebene.  

Nach dem Frühstück drücken wir den Anlasserknopf der BMW und fahren los Richtung Ardales / El Chorro, wo wir den Königsweg „Caminito El Rey“ entlang laufen wollen. Da online keine Reservierung möglich scheint, kaufen wir die Karten im Museum in Ardales mit Gültigkeit für den nächsten Tag. Erfreuliche Überraschung – der Eintritt ist derzeit kostenfrei. Das mag an der absoluten Nebensaison liegen – für Reisen in der Hauptsaison ist eine Reservierung der Eintrittskarten auf jeden Fall zu empfehlen, da Sehenswürdigkeiten wie z.B. die Alhambra in Granada teilweise über Wochen hinweg ausgebucht sind. 

Wir fahren weiter, über die MA 5401 nach Burgo und folgen den Kurven der A366 bis nach Ronda. Die Kleinstadt liegt eingebettet in eine Berglandschaft und bietet neben einer historischen Altstadt auch die bekannte Brücke „Puente Nuevo“. Diese verbindet die beiden Stadtteile über die ca. 120 Meter tiefe Schlucht El Tajo und ist sicher eines der meistfotografierten Motive in Andalusien.

Montag. Heute steht der Besuch der Alhambra in Granada auf dem Programm. Auf der Hinfahrt machen wir einen Abstecher zur Kirche von Archidona „Santuario de la Virgen de Gracia“. In sehr engen Serpentinen geht es steil nach oben. Als einzige Besucher müssen wir die grandiose Weitsicht mit niemand teilen. Überall blühen die Mandelbäume und der Himmel hat wieder mal blau angelegt - herrlich…

In Granada angekommen gönnen wir uns, wie noch so oft, einen „Cafe con leche“. Da unser Ticket erst ab 14:00h gilt, folgen wir einem kleinen Feldweg, der rechts hinter dem Parkplatz beginnt. Am Rande des Wegs parkend, scheinen sich ortskundige Spanier die Parkgebühren für die Alhambra zu sparen. Einige km weiter oben auf dem Berggipfel angekommen weitet sich die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Der Rundgang durch die große Anlage der Alhambra führt durch die Gartenanlage zur Alcazabar (Festungsanlage). Weiter geht`s zum Nasridenpalast – dort wird uns der Eingang verwehrt. Die auf dem Ticket angegebene Zeit bezieht sich also auf diesen Eingang und nicht auf den Haupteingang. Aha…

Also kleiner Umweg zum Ticket-Office, wo man uns unkompliziert 2 neue Tickets ausstellt. Der Palast ist dann ein weiteres Highlight – die typischen hufeisenförmigen Bögen und Durchlässe, die mit Stuck und Intarsien reich verzierten Decken und Wände und immer wieder Wasserbecken, Springbrunnen, Wasserkanäle. Ein unglaublicher, verschwenderischer Reichtum. Abends wieder in Teba angekommen, verbringen wir im „San Francisco“ einen netten Abend zusammen mit unseren englischen Nachbarn.

Dienstag. Nach einer kurzen Fahrt Richtung Adales und ca. 20 Minuten Fußweg stehen wir am Eingang zum „Königsweg“ und nehmen unsere Schutzhelme in Empfang. Der „Caminito del Rey“ ist ein ca. 7 km langer Wanderweg, wovon knapp 3 km aus dem berühmt-berüchtigten Steg bestehen… Dieser führt direkt an der senkrecht abfallenden Felswand entlang, ca. 100 Meter über dem Boden. Am Ende geht es noch über eine Hängebrücke zur gegenüberliegenden Felswand - sehr beeindruckend. Durch die vielen Fotostopps sollte man mindestens 3h einplanen. Am Ende der Schlucht steigen wir in einen Bus, der uns wieder zum Ausgangs-Parkplatz „El Kiosk“ bringt. Nach einem Kaffee lassen wir die BMW an und folgen den Bergstraßen, gespannt darauf, welches Panorama sich hinter der nächsten Kurve wohl auftut. Irgendwann plagt uns der Hunger und wir fragen einen Spanier nach einer Restaurantempfehlung. Er bedeutet uns hinter ihm bzw. seinem Auto herzufahren – einige km später hält er an der Landstraße von Alora beim Restaurant „Don Joaquim Asador“ an. Mehrere Essen-Gänge später können wir die 5 Sterne im Tripadvisor nur bestätigen. Hier ist nicht nur das Essen selbst, sondern auch der Service exzellent. Über die MA3402 geht’s weiter auf kurvigen Bergstrassen nach Almogra, wo es wieder Postkartenidylle pur gibt – ein weißes Dorf vor Bergpanorama und blauem Himmel. Die Kamera erleidet fast einen „Kontrast-Schock“. Die Strecke schraubt sich weiter hoch und führt zu einem Bergmassiv namens „Torcal“. Nach einer kurzen Anfahrt zum Gipfel parken wir unser Motorrad am Besucherzentrum und spazieren zum Aussichtspunkt „Mirador de las Ventamillas“. Neben der Aussicht gibt es hier einzigartige Felsformationen zu bewundern – „Pfannkuchenfelsen“ beschreibt es vielleicht ganz gut… Auf über 1200 Meter Höhe wird es Abends doch etwas kühl, so dass wir die 60 km bis nach Teba in der Dämmerung zügig zurücklegen. 

Mittwoch. Für die Fahrt nach Sevilla wählen wir eine Route, welche wieder über kleine, z.T. mit extremen Schlaglöchern übersäte Straßen führt. In der Ebene stehen riesige Olivenbaumpflanzungen. In den Dörfern riecht es öfters unangenehm, da hier viele Schweine gehalten werden. Weiter oben in den Hügeln, findet man dann riesige Anwesen, mit schönen Zufahrten und fantasievollen Namen an den Toren.

In Sevilla angekommen parken wir unser Motorrad in der Nähe des „Plaza Espana“ und laufen von dort gemütlich durch den Park Richtung Stadtmitte. In einem kleinen Cafe essen wir „Churro“ (frittierter Teig) und lassen uns durch die engen Gassen der Altstadt treiben. Natürlich steht auch die Besichtigung der von unglaublichen Reichtum und Einfluss zeugenden Kathedrale auf dem Programm – inklusive Besteigung des über 100 Meter hohen Kirchturms. Von dort oben hat man den besten Blick über Sevilla. Schade, dass sich die Sonne heute hinter Wolken versteckt. Für die Rückfahrt entscheiden wir uns für die Schnellstraße, da es schon dämmert.  Wir folgen einen Taxifahrer der es wohl auch etwas eilig hat. Wir vertrauen darauf, dass die Interpretation der Geschwindigkeitsvorgaben unseres "Pace Car" Fahrers die richtige ist...

Auf dem Heimflug am Donnerstag, sehen wir unter uns die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada und später auch die Pyrenäen in strahlendem Sonnenlicht vorbeiziehen. Bei der Landung in Stuttgart empfängt uns dann Schneeregen und ungemütliche 2°C . Bis zum nächsten mal - hasta la próxima.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Silvester Gerhardt (Samstag, 13 Februar 2016 12:10)

    Super .... einfach grandios u zur Nachahmung freigegeben. Bilder, Kommentare und Empfelungen gut gemacht und sehr einladend. Ich werde dein Bericht zu gegebener Zeit, als Vorlage u Inspiration, nutzen. Adios