
Über 450 km schlängelt sich der Klassiker unter den deutschen Themenstraßen zwischen Lindau am Bodensee bis Berchtesgaden an den Alpen entlang. Über 20 Seen mit meist kristallklarem Wasser sowie eine Vielzahl von Burgen, Schlössern und Klöstern liegen auf dem Weg, umrahmt von grandiosen Bergpanoramen. Und die weiss-blaue Lebensart gibts als kostenlose Dreingabe dazu…
Unser Zeitrahmen beschränkt sich auf zwei Tage. Durch die Anfahrt über die Autobahn stehen am Ende der Tour 980 km mehr auf dem Tacho. Will man auch nur einen Teil der touristischen Highlights angemessen würdigen, sollte man mehr Zeit mitbringen.
Der Höhepunkt der Strecke ist eindeutig Berchtesgaden - daher beginnen wir unsere Tour hier und fahren dann in Richtung Bodensee. Wir verlassen die Autobahn bei Bad Reichenau und machen Pause bei der in der Altstadt gelegenen „alte Saline“. Den Reichtum früherer Tage verdankt die Stadt dem Salzabbau.
Über die steil ansteigende und kurvenreiche Scharnitzkehlstrasse treffen wir am Dokumentations-Zentrum Obersalzberg auf die B319, welche uns zur Rossfeldringstraße bringt. Nach dem Entrichten der Maut und einem ermutigenden „habts Spaß“ von der Kassenfrau lassen wir die vor uns liegenden Kurven zunächst zügig angehen. Auf 1.540 Höhenmetern verläuft die Scheitelstrecke, welche überwältigende Panoramen rechts und links der Strasse eröffnet. Hier das Berchtesgadener Land, dort das österreichische Salzachtal mit Salzburg.
Ein kurzer Abstecher noch zum Königssee - allerdings schrecken uns dann doch die Menschenmaßen, welche mit einer Amanda von Bussen angekarrt werden. Auch steht uns der Sinn nicht nach dem „Spießrutenlaufen“ vom Parkplatz vorbei an den zahllosen Souvenir-Buden, bis man dann endlich am See steht. Gut, daß es da noch ein kleines Sträßchen gibt, welches an den Bootsschuppen für die „weiße Flotte“ endet und den Blick frei gibt auf die steil emporragenden Felswände von Watzmann und Co.
Wir fahren weiter nach Ramsau, wo die Pfarrkirche inklusive Bergpanorama mittlerweile millionenfach auf Zelluloid oder heutzutage eher verpixelt dokumentiert wurde. Hier verlassen wir die B305 für einen Abstecher zum schön gelegenen Hintersee. Nicht nur die Fahrt durch den „Zauberwald“ verzaubert hier….
Um 19:30h kommen wir in Reit im Winkel an - wir sind hungrig und ziemlich müde von einem langen Tag. Eine Übernachtungsmöglichkeit ist trotz Hauptsaison schnell gefunden. Und so sitzen wir kurze Zeit später im urigen Biergarten des Gasthofs "Zur Post" und lassen den Tag ausklingen.
Am Morgen gehts es vorbei am Walchensee, über die Tatzelwurmstraße und den Sudelfeldpass - weiteren Highlights der Alpenstraße. Leider bremst die Geschwindigkeitsbeschränkung den Vorwärtsdrang arg ein - aber die vielen Kurven mit den weiten Radien verlocken halt schon zum Spannen des Gaszugs…
Schliersee, Tegernsee, Sylvensteinsee und Mittagsrast am Isarstrand der B13 folgend. Da am Wochenende die B11 zwischen Kochel- und Walchensee für Motorradfahrer gesperrt ist, entscheiden wir uns für die mautpflichtige ST2072 über Jackenau zum Walchensee. Die Straße führt über mehrere Kilometer direkt am Ufer entlang - trotz landschaftlicher Reize keine rechte Fahrfreude auf. Dank hoffnungsloser Überfüllung muß ich mich zu sehr im Stop and Go Verkehr auf Autos, Fußgänger und Radfahrer konzentrieren.
In Unterammergau kehren wir im Gasthof Stern ein - hausgemachter Apfelstrudel und Apfelküchle mit Eis wirken nachhaltig möglicher Unterzuckerung entgegen…
Anstatt der Hauptroute über Bad Bayersoien zu folgen, biegen wir in Altenau auf kleine Nebenstrecken ab, wo wir vorbei am bekannten Gasthof Unternogg und weiter durch kleine Bauerndörfer, saftige Wiesen und schattige Waldstücke cruisen.
Von weitem schon erhebt sich das Märchenschloss von König Ludwig II - Neuschwanstein - über die Ebene, eingebettet in die umgebenden Berge. Ergänzt um Schloss Hohenschwangau sicher ein Besuch wert - aber angesichts der Mischung aus Wegweisern auf Japanisch, „Credit Cards accepted“ und weiß-blauem-Andenken-Kitsch-Overkill verschieben wir das auf ein andermal :-)
In Füssen geht der Ausflug auch zu Ende für uns - die letzten Kilometer bis Lindau fallen dem Zeitdruck zum Opfer…
Bleibt festzuhalten, daß die deutsche Alpenstraße eindeutig eine Reise wert ist und mehr als nur 2 Tage verdient hat.
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