
Spreewald
Es regnet nicht nur in den Vogesen, unserem ursprünglichen Ausflugsziel für das verlängerte Wochenende… es regnet fast überall in Mitteleuropa – nur für Nord-Ost-Deutschland scheint gutes Wetter angesagt.
Also ein Hotel gebucht und und am Freitag Morgen mit dem Auto losgefahren – 650 km Anfahrt und gewisse Restzweifel wegen des Wetters lassen uns das sinnvoll erscheinen.
Hinter der fränkischen Schweiz läßt der Dauerregen nach und je weiter wir nach Norden fahren, desto durchlässiger wird die Wolkendecke - und gibt den Blick auf den blauen Himmel frei. Bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag in Luckau, Ortsteil Fürstlich Drehna, beziehen wir unser Quartier im gleichnamigen Schlosshotel. Das Wasserschloss aus dem 13. Jhdt. empfängt uns liebevoll renoviert. Die wechselvolle Geschichte des Gebäudes lässt sich überall spüren und erleben, ohne „angestaubt“ zu wirken. Alte Möbel, originale Mosaik-Fliesenböden, Doppelglas-Fenster und Holztäfelungen harmonieren mit moderner Technik, welche möglichst unauffällig integriert ist.
Ein riesiger Park steht für kleine und größere Spaziergänge zur Verfügung – ob man wohl im See baden darf? Daß der Wlan-Empfang nur an wenigen Stellen möglich ist, haben wir nicht als störend empfunden. Bei geöffnetem Fenster nachts den Nachtigallen zu lauschen war mehr als ein Ausgleich.
Frau Hanisch, ursprünglich aus dem schwäbischen Ditzingen, hat uns mit sehr guten Tipps versorgt - am Nachmittag sind wir dann auch gleich los nach Lübbenau – der „Spreewald-Hauptstadt“.
Natürlich kann man hier an allen Ecken an geführten Stocherkahntouren teilnehmen oder sich ein Kanu leihen und auf eigene Faust die scheinbar endlosen Wasserwege erkunden. Wir haben uns für eine kleine Wanderung (ca. 7Km Retour) zur Waldgaststätte Wotschofska entschieden (dem ältesten Gasthaus im Spreewald). Der Weg verläuft neben den Wasserwegen entlang, mitten durch einen ursprünglichen und naturbelassenen Spreewald. Außer ein paar Vögeln und unseren Schritten ist nichts zu hören. Ab und zu scheint die Sonne durch die dicht stehenden Bäume und wirft Schatten auf die Wasseroberfläche, welche die Natur wie ein Spiegel reflektiert. Es ist eine eigentümliche Stimmung, die uns begeistert. Nach einem Regen, wenn sich Nebel über dem Torfboden und über den Wasserflächen bildet, muss die Stimmung noch viel intensiver sein…
Leider hat die Waldgaststätte schon geschlossen (Nebensaison) und meine Spekulation, einen Stocherkahn für die Rückfahrt zu entern, löst sich mangels Angebot in Luft auf. Für den Rückweg gibt es eine 12 km lange Alternativroute zurück nach Lübbenau. Allerdings dämmert es schon und wir nehmen den kurzen Weg zurück.
Oberlausitz
Am Samstag geht es nach einem ausführlichen und leckeren Frühstücksbuffet los – das erste Ziel ist die Sängerstadt Finsterwalde. Durchaus einen Besuch wert – aber nicht wirklich spektakulär. Mit einem Paar neuen Schuhen für Sabine gehts weiter an den Lausitzring zum Motorrad Grand Prix.
Gänsehaut-Feeling pur, wenn die Gespanne aus der letzten Kurve herausbeschleunigen und der Schaltautomat einen Gang nach dem anderen blitzschnell hochschaltet, begleitet vom Klang brüllender Motoren, deren akustische Lebensäußerungen sich an der Tribüne der Start-Zielgerade überlagern und zu einer Art „Symphonie“ verdichten. Vermutlich würde es jeden Schallschutz-Beauftragten in die Nähe eines Infarktes bringen :-)
Einzelne Teilnehmer unserer 2-Personen-Reisegruppe drängen zum Aufbruch, so dass wir kurz danach vor dem „F60“ in Lichterfelde stehen – einem Abraumbagger, welcher im Kohletagebergbau eingesetzt wurde. Ein über 500 Meter langer Stahlgigant mit einem Eigengewicht von mehr als 11.000t.
Die Führung ist sehr interessant – neben wissenswerten zum Tagebergbau erfährt man auch viel über den Strukturwandel in der Region. Aus 80
Metern Höhe genießen wir die Aussicht über den riesigen See, der in der ehemaligen Grube angelegt wurde und bei gutem Wetter sieht man den 40 km entfernten dicken Turm in
Cottbus….
Neben Segway-Ausfahrten werden auf dem Gelände auch Geländewagen-Touren und -Trainings angeboten. Das sieht schon nach Spaß aus, wie die Jeeps sich durch den Sand wühlen...
Halb-legal kann man hinter dem Besucherparkplatz mit dem Auto bis zum "Strand" fahren. Der feine Sandstrand, das in der Sonne glitzernde Wasser, kleine Dünnen mit Gras – Bilder vom letzten Ostseeurlaub kommen hoch….
Wenige km weiter liegt Senftenberg, das mit einem historischen Stadtkern und einem schön anzusehenden Markplatz aufwartet. Die eigentliche Attraktion sind aber die neuen Hafenanlagen mit Restaurant, Bars, Terrassen und den sanft in der Dünung schaukelnden Sportbooten. Alles sehr schick….
Am frühen Abend kommen wir bei der Krabat-Mühle an. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht an das gleichnamige Buch von Ottfried Preußler oder die Verfilmung. Leider feiern bereits 2 geschlossen Gruppen in der schön anzusehenden Mühlenanlage, so dass der einladend aussehende Biergarten leider nicht geöffnet hat. Nach einem kleinen Spaziergang über den direkt an der Mühle beginnenden „Sagenweg“ fahren wir weiter nach Hoyerswerda.
Der Weg dorthin führt uns über viele, für diese Gegend typischen Hauptstraßen-Dörfer und durch Alleen, wo die Kronen der uralten Bäume einen grünen Tunnel über der Straße bilden.
Obwohl Samstagabend, wirkt Hoyerswerda wie ausgestorben – es sind nur wenige Menschen auf der Straße zu sehen, trotz hübscher Altstadt. Unsere
Suche nach einer Abendessen-Lokalität endet erfolgreich bei einem indischen Restaurant. Das Ambiente aus real existierendem Kommunismus und einer gewissen Leidenschaft für indische Artefakte in
Verbindung mit einer schummrigen Minimal-Beleuchtung lässt uns kurz zögern … Unser Mut wird jedoch mit einem sehr leckeren indischen Essen belohnt und wir verlassen pappsatt das
Etablissement.
Bevor wir uns am Sonntag auf die Rückfahrt machen schauen wir uns noch den Trödel-Flohmarkt in Finsterwalde an. Am Eingang unterhalte ich mich angeregt mit Georg (76 Jahre), der mit seiner Java
350 (Bj 1950, 1.Hand) angereist ist. Seine Telefonnummer habe ich mir mal geben lassen…
Auf dem Weg zur Autobahn kommen woran den IBA-Terrassen in Großräschen vorbei. Dort wird die ehemalige Bergbaugrube mit Wasser befüllt und zu einem großen Naherholungsgebiet umgewandelt. Man
sieht schon die Fundamente der Hafenanlagen und das noch trockene Hafenbecken entstehen. Auf einem Steg kann man heute bereits ca. 50 Meter weit in den zukünftigen See rauslaufen und an einem
Hang wachsen Weinreben. Mit etwas Phantasie kann man sich die „blühenden Landschaften“ vorstellen die hier gerade entstehen…
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